Da haben wir über ein Jahr lang die Reise „Über die Mauer“ vorbereitet – wir: eine Gruppe von Bläserinnen und Bläsern aus Sachsen (Wiebke Groeschel, Uta Haasemann, Heike Gestring, Carola Pöllmann), die Volontärinnen aus Palästina, die dort den Unterricht in den „Brass for Peace“-Klassen geben (Karin-Madita Jahn, Pauline Karg, Carolin Modersohn) , der Landesposaunenwart aus Sachsen (Jörg-Michael Schlegel) und die Vorsitzenden des Vereins Brass for Peace (Monika Hofmann, Eberhard Helling) – und dann ist das alles so schnell schon wieder vorbei.
Die Sächsische Posaunenmission (SPM) hat am 9. Juli 2022 in Bautzen ihr 125-jähriges Bestehen mit einem großen Bläserfest mit gut 1.500 blasenden TeilnehmerInnen gefeiert. Das war ein guter Grund, Gäste einzuladen.

Die Gäste waren 11 palästinensische BläserInnen mit Begleitung und 8 westfälische junge BläserInnen, alle zwischen 14 und 17 Jahre alt, eine der aktuellen Volontärinnen und die beiden Vorsitzenden des Vereins wurden eingeladen, beim großen Fest dabei zu sein. Zuvor sollte die Gruppe sich aber zusammenfinden. Das taten wir im Jugendgästehaus Liebethal, einer traumhaft schönen Anlage, ideal für uns, um uns musikalisch und persönlich kennenzulernen.
Der große Tag in Bautzen wollte gemeinsam vorbereitet, Dresden und die Sächsische Schweiz entdeckt und bestaunt, in Stolpen die Burg erkundet, sächsische Gastfreundschaft genossen und in der wunderbaren Kirche in Lohmen unsere Musik und die BfP-Arbeit einer überaus dankbaren Gemeinde vorgestellt werden.

Das waren die ersten Tage in unserer Region, die wir mit einer fröhlichen, interessierten, musikalisch vielfältigen und liebenswerten Gruppe junger Menschen erlebt haben.
Dann in Bautzen das rauschende Bläserfest – zu den Details schaut man am besten auf die Homepage der SPM – an dieser Stelle nur: in der Klangpracht von 1.500 Bläserinnen und Bläsern zu stehen ist schon eine Besonderheit, die sich nicht vergessen lässt.
Danach ging es Richtung Leipzig in den kleinen Ort Höfgen. Dort hatte die Gruppe Zeit und Raum, um sich noch etwas besser kennenzulernen, um ins Gespräch zu kommen über die so unterschiedlichen Lebensbedingungen in Deutschland und in Palästina. Es wurde versucht zu erspüren, was es bedeutet, hinter einer Mauer zu leben – wie sie seit 2002 rings um Bethlehem von Israel als „Sicherheitszaun“ errichtet wird. Dadurch war auf einmal auch unsere deutsche Geschichte mit in den Gesprächen präsent. Und immer wieder wurde gemeinsam musiziert, denn Musik verbindet, so auch am letzten Abend im Abschlusskonzert in der Stadtkirche Borna.
„Über die Mauer“ – so haben wir diese Jugendbegegnung genannt. Es gibt noch viele Mauern zu überwinden. Mit Musik und mit konkreten gesellschaftlichen Entscheidungen. Hoffentlich sind wir als Bläserinnen und Bläser nicht ein Teil, um neue Mauern aufzurichten, sondern um bestehende zu überwinden.
Eberhard Helling / Wiebke Groeschel.