Am 01. Juli 2022 hatten wir Benjamin Pütter in unserer Gemeinde zu Gast.
Grabsteine aus Kinderhand?
Kann es sein, dass auch auf unseren Friedhöfen Grabsteine stehen, die unter schlimmsten Formen von Kinderarbeit hergestellt worden sind? Es ist sogar sehr wahrscheinlich. In seinem 2017 erschienen Buch „KLEINE HÄNDE – GROSSER PROFIT“ bemerkt der Kinderarbeitsexperte Benjamin Pütter: „50 000 Tonnen Granit exportiert Indien direkt nach Deutschland. Zurzeit gibt es etwa 150 indische Handelssorten, die verkaufsfördernde Fantasienamen wie Paradiso, Himalayan Multicolor, Golden Galaxy oder Midnight Green tragen. Deutschland ist der viertwichtigste Importeur für Indien.“ Als Mitarbeiter von Deutschen Hilfsorganisationen wie Misereo, Brot für die Welt und dem Kindermissionswerk „Die Sternensinger“ war Benjamin Pütter in den letzten Jahrzehnten unzählige Male vor Ort. Seine Erfahrungen fasste er wie folgt zusammen: „Die Gespräche mit den Kindern und ihren Familien ebenso wie die Grausamkeit der Minenpächter kann ich nicht vergessen. Diese Bilder kommen mir vor allem dann in den Sinn, wenn manche Steinmetze sich mir gegenüber geradezu lustig machen über dieses Thema. Die Schicksale der Kinder jedoch motivieren mich, das Unrecht beim Namen zu nennen.“ Und ich möchte einige weitere Sätze aus dem genannten Buch von Benjamin Pütter zitieren: „In allen Steinbrüchen, die ich unangekündigt aufsuchte, traf ich auf Kinderarbeit und Kindersklaven. Es gab keinen einzigen Exportsteinbruch, der ohne Kinderarbeit produzierte. … Ich sah Kinder mit Sprengstoff hantieren und mit Presslufthämmern arbeiten. … Solche Recherchen sind sehr gefährlich, da die Exportsteinbrüche durch bewaffnete Wachleute gesichert sind. Außer mir versuchten dies in den letzten zehn Jahren meines Wissens nach nur drei weitere Personen: Das waren zum einen zwei Arbeitsinspektoren der indischen Regierung – beide sind bei ihrem verdeckten Einsatz erschossen worden. Zum anderen versuchte ein indischer Journalist, in eine Mine zu kommen – er wurde, wie mehrere indische Zeitungen berichteten, bei lebendigem Leibe verbrannt und auf eine Müllhalde geworfen. … Vier deutsche Handelsgerichte verboten Norbert Blüm und mir, Kommunen darauf hinzuweisen, in ihren Friedhofssatzungen Verordnungen aufzunehmen, die es verbieten, Grabsteine aufzustellen, die in ausbeuterischer Kinderarbeit hergestellt sind. … Was für ein „Sieg“ für die deutschen Steinimporteure: Sie haben sich vor deutschen Gerichten das Recht erstritten, Produkte aus ausbeuterischer Kinderarbeit verkaufen zu dürfen!“ Aber wir sind nicht gezwungen, diese Produkte auch zu kaufen!

